Ein junges Paar zieht von der Großstadt aufs Land. Asa folgt ihrem Mann, der von seiner Firma versetzt wird, ihren eigenen Job gibt sie auf. Warum tut sie das? Sie ist nicht schwanger, Kinder sind nicht geplant, sie könnte pendeln. Und ausgerechnet das Heimatdorf ihres Mannes, das Haus neben den Schwiegereltern, bietet sich als neue Bleibe an. Während ihr Mann fast rund um die Uhr arbeitet, versucht Asa, sich an ihr neues Leben als Hausfrau zu gewöhnen.
Es ist heiß in diesem Sommer, Unmengen lärmender Zikaden rücken ihr regelrecht auf den Leib, und der einzige Fluss in der Gegend wirkt vor lauter Müll „wie aus Gelatine gemacht“. Als Asa sich eines Tages bei unerträglichen Temperaturen auf den Weg in den Nachbarort macht, fällt sie in ein Loch, das scheinbar nur für sie gegraben wurde. Von da an wird Asa immer tiefer in eine unheimliche, eigenmächtige Landschaft gezogen – bis sie ihrer Wahrnehmung nicht mehr traut.
Für Sie ausgewählt für den Büchergilde-Weltempfänger!
Liebe Leserin, lieber Leser, aus Japan kommen in den letzten Jahren äußerst interessante literarische Stimmen. Dazu gehört unbedingt auch Hiroko Oyamada. (Wussten Sie, dass in Japan der Nachname vor dem Vornamen steht? In ihrem Heimatland heißt die Autorin also Oyamada Hiroko.) An ihrem Roman hat mich vor allem der beiläufige Ton fasziniert, in dem sie durchaus Sonderbares erzählt: eine junge Frau, die in ein scheinbar eigens für sie gemachtes Loch fällt; ein Mann – ihr Schwager –, den keiner außer ihr zu bemerken scheint; ein ungewöhnliches Tier, weder Hund noch Katze oder sonst irgendwas. Sehen manche Menschen die Welt einfach anders? Es scheint so … Kein Wunder, dass in der Kritik wahlweise die Rede ist von Horrorroman, magischem Realismus oder phantastischem Roman. Es steckt eine Menge drin in diesem schmalen Roman (auch eine ganz eigene Komik übrigens!), und das Schöne ist doch, dass wir uns die gelesene Welt immer selbst erschaffen.
Corinna Santa Cruz
Lektorin und Kuratorin der Reihe Büchergilde Weltempfänger (in Kooperation mit Litprom e.V.)