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Willkommen bei den schönen Büchern


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Eine Weltallperspektive für alle!

Mit Dopamin und Pseudoretten hat Varina Walenda einen klugen, facettenreichen und sprachlich absolut einzigartigen Roman geschaffen: Sie nimmt uns mit in die Alltagsrealitäten des Transmannes Janis – vom Aushilfsjob im Theater und Ausflügen in die alte Heimat inklusive Geschwisterrivalitäten über hippe und verdrehte Berliner Subkulturen bis hin zu Leben und Existieren in seiner WG am dreckigen Kotti in Berlin. Dort baut er sich eine „Matratzenterrasse“ – ein verkürztes Hochbett, dass ihn über der Welt schweben lässt. Wie beinahe jede:r von uns ist auch Janis nicht nur auf der Suche nach der eigenen Identität, sondern auch nach Liebe. Woran kann Liebe geknüpft sein? Muss man sich und wenn ja wie sehr für sie verändern? Ein rauer und doch so zarter Roman, der beim Lesen die Zeit nur so verfliegen lässt und sich gegen das „Othering“ von Transpersonen ausspricht.

Lea-Marie Rabe hat dieses Buchprojekt als Lektorin betreut und auch ein spannendes Interview mit der Autorin geführt. Nun freut sie sich einmal mehr, das Büchergildeprogramm in seiner Diversität erweitert zu haben.

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Was wäre wenn, Saša Stanišić?

Träume und Schicksale, verpasste und sich neu auftuende Möglichkeiten und Gelegenheiten, darum geht es in den Episoden in Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne. Es geht auch darum, wie wir dahin gekommen sind, wo wir jetzt stehen. Wie stellen wir uns unsere Leben vor, könnten wir einen neuen Weg einschlagen, birgt das wirklich Chancen oder sollen wir es lieber sein lassen? Oft ist es nur ein winzig kleiner Moment, der unser Leben in neue Bahnen lenkt.

Bei aller Philosophie sprühen die Geschichten außerdem vor Witz und Humor, das Buch macht einfach viel Spaß. Und ich habe mich immer wieder gefreut über Saša Stanišićs unglaubliches Gespür für Sprache, darüber wie er mit ihr umgeht und was dann aus ihr entsteht, was sie transportiert: tiefe Empathie für seine Figuren, ein feinfühliges Verständnis für Situationen und einen offenen Blick auf das Leben.

Nicole Duplois versucht, sich noch mehr Zeit fürs Lesen freizuhalten und wirkt in der Herstellungsabteilung an verschiedenen Ecken und Enden mit.

WAS WIR LESENweißer_rand_WWL_Q4-24_Michael_Hartmann.jpg
Einfühlsam und authentisch: Jörg Hartmann Der Lärm des Lebens

Große Beobachtungsgabe, viel Feingefühl für seine Mitmenschen, eine gesunde Portion Selbstironie und lebendiger Erzählgeist – das macht für mich die autobiographische Erzählung des aus Theater und TV bekannten Schauspielers Jörg Hartmann aus. 

Er lässt uns an unterschiedlichen Stationen seines Lebens teilhaben: Wir erfahren von seinen unkonventionellen Bestrebungen als Schauspielschüler, um ein Engagement an der Berliner Schaubühne zu erhalten. Er lässt uns an Gesprächen im Kreis seiner Familie teilhaben (und schreibt dabei sehr wirkungsvoll und plastisch im Ruhrpott-Slang der dort heimischen Eltern – nicht immer leicht zu lesen, aber dadurch wirkt es für mich authentischer). Hartmann bringt auch den Mut auf, davon zu berichten, wie ihn die letzte Phase des Lebens seines Vaters bewegt. Die Beziehungen zu seinen Eltern, Partnerinnen und Kindern schildert er einfühlsam und gewährt uns Einblicke in seine ambivalente Gefühlswelt. Das macht ihn für mich als Leser nahbar.

Keine Spur von Selbstdarstellung- und rechtfertigung oder Eitelkeit und Koketterie, wie es in so manchen autobiographischen Werken sogenannter Promis zu lesen ist. Jörg Hartmann wird auch künftig meine Aufmerksamkeit haben.

Michael Lübbecke, als Controller mit Gespür für Zahlen, Daten und Fakten, kann sich auch für anspruchsvolle und unterhaltende Literatur begeistern.

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Ein Perspektivwechsel, der es in sich hat: James von Percival Everett

Mississippi, Mitte des 19. Jahrhunderts: Der Sklave Jim trifft während seiner Flucht aus der Gefangenschaft auf den jungen Huckleberry Finn, der von zuhause wegläuft, und die beiden werden ungleiche Weggefährten. Aber wer ist dieser Jim? Und was bedeutete es, in den US-amerikanischen Südstaaten Sklave zu sein?

Percival Everett findet in James Antworten auf diese Fragen. Er zeichnet ein berührendes, persönliches und zutiefst menschliches Porträt einer Person, der von der damaligen Gesellschaft jegliche Menschlichkeit abgesprochen wird. Und obwohl es immer wieder abenteuerlich und manchmal auch humorvoll zugeht, verliert der Roman nie an Wucht.  

Die allgegenwärtige Ungerechtigkeit, sowie die Gewalt und Unmenschlichkeit, mit der die weißen Sklavenhalter agieren, und James‘ völlige Hilfslosigkeit angesichts all dessen, werden mich so schnell nicht loslassen. James liefert einen wichtigen Perspektivwechsel, den wir heute dringend brauchen.  

Maria Voßhagen macht ihren Master in Deutscher Literatur und werkelt beim Digitalteam der Büchergilde mit. 

Weltempfänger Bestenliste - Winter 2024 (Nr. 65)


Ankündigung: Neuerscheinungen im März 2025


Belletristik, Klassiker und Spannung

  • Ewald Arenz, Zwei Leben
  • Alina Bronsky, Pi Mal Daumen
  • Han Kang, Unmöglicher Abschied
  • Rónán Hession, Ghost Mountain
  • Joachim Meyerhoff, Man kann auch in die Höhe fallen
  • Caroline Peters, Ein anderes Leben
  • Lea Ruckpaul, Bye Bye Lolita
  • Markus Thielemann, Von Norden rollt ein Donner
  • David Wagner, Verkin
  • Siegfried Lenz, Dringende Durchsage
  • Arnold Zweig, De Vriendt kehrt heim

Neues in den Büchergilde-Reihen

  • Büchergilde unterwegs: Millay Hyatt, Nachtzugtage

Illustrierte Titel

  • Christa Wolf, Nadine Prange (Ill.), Kassandra
  • Seishi Yokomizo, Ann-Kathrin Peuthen (Ill.), Mord auf der Insel Gokumon

Sachbuch

  • Anne Applebaum, Die Achse der Autokraten
  • Wolfram Eilenberger, Geister der Gegenwart
  • Thomas Hüetlin, „Man lebt sein Leben nur einmal“ Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque – die Geschichte einer grenzenlosen Leidenschaft