Die Geschichte
Die Büchergilde Gutenberg blickt auf eine ereignisreiche und wechselvolle Geschichte zurück: von den kämpferischen Gründungsjahren, Verfolgung und Exilzeit, den blühenden Nachkriegsjahren, der Trennung von den Gewerkschaften bis zu einem erfolgreichen Neustart und dem Blick in die Zukunft.
1920er-Jahre: Die Gründung
1924 tagte der Bildungsverband der deutschen Buchdrucker in Leipzig und beschloss die Gründung einer gewerkschaftlichen Buchgemeinschaft. Der Arbeiterschaft sollte der Zugang zur Bildung erleichtert werden, durch günstige und dabei handwerklich hochwertige Bücher. Bruno Dreßler, Erster Vorsitzender des Bildungsverbandes, realisierte so die Idee einer „proletarischen Kulturgemeinschaft“.
1930er-Jahre: „Gleichschaltung“ und Exil
Am 2. Mai 1933 besetzte die SA das Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker; die Nationalsozialisten übernahmen die Büchergilde Gutenberg. Die Bemühungen, die Gleichschaltung des Unternehmens zu vermeiden, waren gescheitert. Bruno Dreßler floh in die Schweiz und sicherte unter schwierigen Umständen ein Weiterbestehen der Gilde.
1940er-Jahre: Neuaufbau
Nach Kriegsende bemühte sich Bruno Dreßler zusammen mit seinem Sohn Helmut um eine Rückkehr nach Deutschland. Im März 1947 gelang es ihnen, die Büchergilde mit Sitz in Frankfurt am Main wieder zu gründen. Aus einigen Geschäftsstellen und einem Netzwerk an Vertrauensleuten, die Werbung für die Buchgemeinschaft machten, entwickelten sich nach und nach auch Buchhandlungen.
1950er-Jahre: Originalausgaben und „Volksbildung“
Die Mitgliederzahlen wuchsen und die Büchergilde betätigte sich wieder mehr als eigenständiger Verlag. In diesen Jahren erschienen Klassiker wie Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts von Golo Mann und Kochbuch der Büchergilde von Grete Willinsky, illustriert von Gerhard Oberländer.
1960er-Jahre: Das Programm wird breiter
Seit Hannah Arendts Analyse Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (1958) widmete sich die Büchergilde immer wieder den Themen Nationalsozialismus und „Drittes Reich“, aber auch der Auseinandersetzung mit Stalinismus und Kommunismus. Auch wird unter dem Begriff „Schallplattengilde“ nun Musik in das Portfolio der Büchergilde eingegliedert.
1970er-Jahre: Kunst und Buch
Neben der Buchillustration führte die Zusammenarbeit mit Künstlern dazu, dass die Büchergilde Originalgrafiken anbieten kann, die erschwinglicher sind als in Galerien. 1974 starb Helmut Dreßler und es dauerte Jahre, bis die Lücke in der Verlagsführung nachhaltig geschlossen wurde.
1980er-Jahre: Veröffentlichungen in Serie
Mit den Jahren entstanden neue Programmlinien. 1982 startete Die kleine Reihe, mit anspruchsvollen literarischen Texten, Essays, Kurzprosa und Gedichten in handlichem Format. Mit der Bibliothek Exilliteratur veröffentlichte die Büchergilde erzählende, biografische und kommentierende Werke rund um die Themen Antisemitismus und Judentum.
1990er-Jahre: In die Unabhängigkeit
Inzwischen waren schwierige Jahre für die traditionelle Buchgemeinschaft angebrochen, deren Bindung an die Gewerkschaften sich immer nachteiliger auswirkte. Leitende Mitarbeiter übernahmen 1998 in einem Management-buy-out die Büchergilde Gutenberg. Damit gelang es nach langem Bangen, die Unabhängigkeit von Verlag und Programmarbeit zu sichern.
2000-heute: Tradition in die Zukunft übersetzen
Um den Erhalt und die Unabhängigkeit der Büchergilde weiterhin zu sichern, beschloss man 2014, das Unternehmen in eine Genossenschaft umzuwandeln. Die wirtschaftliche Sanierung und Gewinnung neuer Mitglieder wurde durch eine engagierte Programmpolitik vorangetrieben, die an die alten Ideale der Gründungsidee in neuer Form anknüpft. Lesen Sie mehr über unser Programm.