Auf der Suche nach den letzten Geheimnissen


Michael Maar präsentiert mit Proust Pharao ein unterhaltsames Portrait des großen französichen Literaten

Michael Maar fördert mit Proust Pharao Überraschendes rund um Marcel Proust und sein Epos Auf der Suche nach der verlorenen Zeit zutage. Eine spannende literarische Spurensuche im Proust-Jubiläumsjahr 2022!

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Wagt man es, Marcel Prousts Monumentalwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit aufzuschlagen, so tritt man ein in ein „Großes Haus“ mit unzähligen Kammern und Nischen. Beeindruckend ist dabei nicht nur die literarische Tiefe und der Umfang (insgesamt sieben Bände!), sondern auch der Titel, auf Französisch À la recherche du temps perdu, den echte Proustianer elegant auf das Wort „Recherche“ verkürzen.

Dann, einmal über die Schwelle gegangen, fällt es leicht, sich in der wunderbaren Sprache und den epochalen Entwicklungen dieses Werks zu verlieren. Ähnlich ging es wohl auch Schriftsteller Michael Maar, der mit seinem Buch Proust Pharao tief in Prousts Leben und Werk eindringt.

‚Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‘ ist das Große Haus, nach dem der ägyptische König hieß und das dem legendären Leuchtturm von Pharos Taufe stand. Als phare säumt es noch heute die französische Küste. Proust Pharao – leuchtend für alle, die durch den Nebel navigieren. Und wer von uns navigierte nicht durch ihn?
aus: Proust Pharao

Maars Buch glänzt als Wegweiser durch Leben und Werk von Marcel Proust. Gleich einem Ägyptologen, der akribisch noch unter der feinsten Sandschicht nach Spuren sucht und Scherben genauestens Stück für Stück zusammensetzt, enthüllt Maar in seinen sieben Essays, was hinter bisher geschwärzten Textstellen in Prousts regem Briefwechsel verborgen war und dreht jedes Steinchen – oder hier treffender: jeden Buchstaben – einzeln um.

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Proust, einem Meister der Camouflage, entlockt Maar mit seiner Recherche, welche reale Person der französische Autor hinter der bedeutenden Figur Albertine verborgen haben könnte, wie nahe Prousts treue Haushälterin Céleste in seine intimsten Geheimnisse eingeweiht war, welche Parallelen sich zu Thomas Manns Werken heraufbeschwören lassen und einiges mehr.
Dabei bedient sich Maar einer Vielzahl an Quellen: Prousts erste Romanentwürfe, bis dato unveröffentlichte unzensierte Briefe, Besucherlisten, die weitere Reisen des Franzosen offenbaren, Spracheigenheiten der Romanfiguren, ... und vielleicht eine kleine Prise Spekulation. Welche „Prisen“ Proust sich regelmäßig und mit welchen Folgen gönnte, erfahren wir übrigens auch. Très excitant!

Für seinen Roman hat Proust zwar fast alles verwandelt, erfunden hat er aber so gut wie nichts.
aus: Proust Pharao

Als Leser:in merkt man schnell, dass man es mit einem Proust-Experten zu tun hat – einem, der von unstillbarer Neugierde getrieben wird und seine Funde und Deutungen scharfsinnig, unterhaltsam und sprachlich glänzend präsentiert.
Gespannt verfolgt man Maars Enthüllungen. Ihm gelingt es mit einer unbeschwerten Leichtigkeit unseren Blick auf neue Facetten eines vielschichtigen Autors und auf dessen untrennbar mit dem Menschen Proust verbundenem Werk zu lenken.

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Proust Pharao ist eine Einladung einen der bedeutendsten französischen Autoren (wieder) zu entdecken und natürlich unentbehrlich für alle Proust-Freaks, „pour n'est-ce pas“? Also treten Sie ein ins Große Haus! Sie werden – anders als Marcel so häufig in seiner Recherche – nicht enttäuscht sein.

Kathrin Bäumler ist im Proust-Jubiläumsjahr 2022 gerne tief in sein Epos versunken. Sie unterstützt die Büchergilde als Botschafterin auf Social Media und teilt ihre Leseeindrücke regelmäßig auf ihrem Instagram-Account @la_chienne.


Der Autor

Michael Maar, geboren 1960, ist Germanist, Schriftsteller und Literaturkritiker. Für Geister und Kunst. Neuigkeiten aus dem Zauberberg (1995) erhielt er den Johann-Heinrich-Merck-Preis. 2002 wurde er in die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung aufgenommen, 2008 in die Bayerische Akademie der Schönen Künste, 2010 bekam er den Heinrich-Mann-Preis verliehen. Er lebt in Berlin.


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