„Leser und Leserinnen können viel entdecken: Überraschendes, Lustiges, Nachdenkliches.“


Herausgeber Alexander Elspas im Gespräch über Das große Büchergilde Gedichtbuch

Nach dem Großen Büchergilde Vorlesebuch bringt die Büchergilde Das große Büchergilde Gedichtbuch heraus. Mit 200 deutschsprachigen Gedichten präsentiert diese Sammlung Gereimtes für Groß und Klein.

Dazu schreibt Herausgeber Alexander Elspas im Vorwort: Ob klassisch oder modern, besinnlich oder heiter, überraschend oder wohlbekannt: Die versammelten deutschsprachigen Gedichte aus vier Jahrhunderten richten sich an große und kleine Kinder.

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Als Vater von drei Kindern unterschiedlichen Alters und Geschlechts ist Lyrik für Kinder ein vertrautes Terrain für mich.

Alexander Elspas

Gedichtbücher für Groß und Klein sind weit verbreitet. Wodurch unterscheidet sich Das große Büchergilde Gedichtbuch von anderen Gedichtsammlungen? Was ist das Besondere für die jungen und nicht mehr ganz so jungen LeserInnen?

Ein ganz wesentlicher Unterschied zu anderen Gedichtsammlungen für große und kleine Leser ist die Gliederung. Bei der Zusammenstellung des Buches ist mehrfach die Frage aufgetaucht, nach welchen Kriterien gegliedert werden soll. Wer aber in das fertige Buch reinguckt, stellt fest, dass jede Form der Gliederung fehlt. Und das ist mir eine besondere Freude! Ich wollte keine Sortierung nach den üblichen Kriterien (Jahreszeiten oder Stimmungslagen). Stattdessen soll man soll auf jeder Seite aufschlagen, vorwärts und rückwärts lesen können.

Außerdem macht die Art der Illustration das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Die Illustratorin Ceylan Maurer ist künstlerisch auf die ausgewählten Gedichte eingegangen und so entstand ein bunter Rahmen um die Gedichte. Die Kombination aus den Gedichten und den besonderen Illustrationen ist einzigartig

Diese beiden Aspekte führen dazu, dass Leser und Leserinnen viel entdecken können: Überraschendes, Lustiges, Nachdenkliches.

Alexander Elspas mit dem großen Büchergilde Gedichtbuch

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Das Große Büchergilde Gedichtbuch umfasst 200 deutschsprachige Gedichte. Wie sind Sie als Herausgeber bei der Auswahl vorgegangen?

Gewürfelt. (lacht) Nein, natürlich nicht. Als Vater von drei Kindern unterschiedlichen Alters und Geschlechts ist Lyrik für Kinder ein vertrautes Terrain für mich. Das Vorlesen von Gedichten hat bei meinen Kindern immer eine Rolle gespielt, daher war es nicht so schwierig aus all dem, was in der häuslichen Bücherwand zu finden ist, eine Auswahl zu treffen. Darüber hinaus habe ich auch im Verlag der Büchergilde Vorschläge von Kolleginnen und Kollegen gesammelt, die teilweise in die Sammlung eingegangen sind.

Bei der Auswahl war mir wichtig, dass auch Erwachsene, also die Vorlesenden Freude an den Gedichten haben. Es sollten humorvolle Aspekte enthalten sein, aber bei allem Spaß und allem Lustigen war mir der Tiefgang wichtig. Teilweise habe ich Gedichte ausgeschlossen, weil sie aufgrund von der Thematik oder Art nicht wirklich kindgerecht sind. Ich wollte also eine Bandbreite verschiedener Gedichte darstellen, mit denen große und kleine Leser Freude haben und gemeinsame Entdeckungen machen können.

 

Gedichte erinnern viele von uns an den Deutschunterricht und komplizierte Analysen von Stilmitteln, Reimschema, Versmaß und inhaltliche Interpretationen. Durch die Herausgabe des Großen Büchergilde Gedichtbuchs zeigen Sie, dass Gedichte noch viel mehr sein können. Warum sollten wir alle mehr Gedichte lesen und vorlesen?

Mit besonderem Blick auf eher jüngere Leserinnen und Leser, steht hierbei mit Sicherheit an erster Stelle erst einmal das Thema Sprache. Lyrik ist ja die literarische Form, die in ganz hohem Maße Sprache verdichtet, trägt, wiedergibt. Somit sind wichtige Aspekte von Gedichten das Spiel mit Sprache, das Entdecken von Wörtern und Begrifflichkeiten und deren Kombinationen, die so vielleicht noch nicht begegnet sind. In dieser Tiefe fordern und fördern Gedichte also unser Sprachempfinden, wie es anderen Gattungen überhaupt nicht möglich ist.

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Wir alle haben Erinnerungen an Gedichte, die wir unter dem Weihnachtsbaum aufgesagt oder in der Schule auswendig gelernt haben. Es gibt also Gedichte, die uns unser Leben lang begleiten, mit denen wir viele Erinnerungen verbinden. Welches Gedicht begleitet Sie schon Ihr Leben lang und warum?

Das ist so, als würden Sie mich fragen, was mein Lieblingsgericht ist. Es gibt definitiv nicht das Lieblingsgericht (lacht), also das Lieblingsgedicht. Es ist sehr stimmungsabhängig, jahreszeitenabhängig, welche Gedichte mich ansprechen. Deswegen ich würde jetzt tatsächlich kein einzelnes Gedicht benennen und auch keine einzelne Lyrikerin oder einzelnen Lyriker.

Wenn man sich unser Verlagsprogramm anguckt, da wird auch eine große Vielfalt deutlich. Zuletzt hatten wir eine Gedichtsammlung von Mascha Kaléko mit Illustrationen von Hans Ticha. Davor haben wir mit dem Band Mit allen Gedanken Liebesgedichte von Paul Celan herausgebracht. Es ist also immer eine Vielzahl verschiedener Lyrik.

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Die Illustrationen sind farbenfroh, mal spielerisch und mal tiefgründig. Was transportieren diese Illustrationen für Sie?

Man merkt bei den Illustrationen, wie sich Ceylan Maurer dem Thema genähert hat. Hier lässt sich in ganz hohem Maße Freude beim Arbeiten mit den Gedichten erkennen. Freude, die dann von den Illustrationen transportiert wird.

Eingangs haben wir es ja schon kurz angesprochen, dass das Gedicht und der Schulunterricht in vielen Fällen eine etwas schwierige Beziehung haben. Das soll Das Große Büchergilde Gedichtbuch durchbrechen und großen und kleinen Lesern miteinander Spaß am Text ermöglichen. Dazu hat Ceylan Maurer mit ihren Illustrationen etwas ganz Hervorragendes gezaubert. Die Bilder machen Spaß, nicht im schlichten und schenkelklopfenden Sinn, sondern dahingehend, dass man kleine Details entdecken kann: Eine laufende Nase, singende Fische und vieles mehr.

Das ist ähnlich wie bei Gedichten selbst. Man kann sie ein zweites oder drittes Mal lesen und findet Dinge, die man bei vorangegangen Lektüren noch gar nicht gesehen hatte. Bei einem ersten flüchtigen Blick auf die Illustrationen sieht man nicht sofort alles und es braucht einen zweiten, dritten Blick. Hier begegnen sich die Illustrationen und die Form der Lyrik auf wunderbare Weise.


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Haben Sie bei der Arbeit an dem Großen Büchergilde Gedichtbuch selber neue Gedichte entdeckt? Was war dabei Ihre Lieblingsentdeckung?

Mit Sicherheit bin ich beim Stöbern durch Gedichtsammlungen und Einzelbände verschiedener Lyriker über das das eine oder andere gestolpert, was ich noch nicht kannte, aber diese Dinge sind mehrheitlich nicht in das Buch gelangt. Natürlich habe ich in dem Zuge der Arbeit an dem Großen Büchergilde Gedichtbuch auch in Ecken von Büchern geschaut, die ich bisher nicht so genau gesehen habe. Also habe ich persönlich noch etwas entdeckt, aber diese Neuentdeckungen weniger in das Buch einfließen lassen.

Bei Gedichten findet man ja über die Jahre eigene Lieblinge und diese sind in Das Große Büchergilde Gedichtbuch eingegangen. Und auch beim Lesen des Buches wird jede und jeder über kurz oder lang persönliche Lieblingsgedichte finden. Es ist wichtig, dass jeder für sich Gedichte findet, die ihm zusagen und ihm Freude bereiten.

 

Lieber Alexander Elspas, vielen Dank für das nette Gespräch!

 

Die Fragen stellte Charlotte Schaetzky


Die Illustratorin

Ceylan Maurer

Ceylan Maurer, absolvierte ihren Master im Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration und Buchgestaltung. Ihre Arbeiten vereinen digitale und analoge Techniken miteinander, wobei ihr multikultureller Hintergrund zu einer stilistischen Vielfalt beiträgt. Zurzeit ist sie als freie Kommunikations- designerin tätig und arbeitet für Verlage, Magazine und Zeitungen, u. a. die New York Times.

Kurz gefragt

Was ist das Besondere am Illustrieren von Gedichten?
Sich auf die verschiedenen Ebenen der Sprache einzulassen und einen Dialog zwischen Text und Bild zu schaffen.

Wie würden Sie Ihren Zeichenstil in drei Worten beschreiben?
Vielfältig, bunt, abwechslungsreich.

Wie sind die Illustrationen zum Großen Büchergilde Gedichtbuch entstanden – spontan oder durchgeplant?
Da Gedichte viel mit Emotionen und Wahrnehmung zu tun haben, war der Weg zu den Illustrationen meistens spontan und im Augenblick.

Was haben Sie empfunden, als Sie das fertige Buch das erste Mal in der Hand gehalten haben?
Wenn man mehrere Monate an einem Projekt arbeitet, ist das in der Hand halten des fertigen Mediums wie eine kleine Geburt – einfach großartig!


Der Herausgeber

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Alexander Elspas ist gelernter Buchhändler und seit 2017 Geschäftsführer und Verleger der Büchergilde. „Aber nichts Gereimtes, Papa!“, bekam er von seinem jüngsten Sohn zu hören, ließ sich davon in seinen Leseförderungs- absichten aber nicht beeindrucken und vertraute auf den Erfolg, der sich bei seinen beiden Großen eingestellt hat.


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